Gedenkbuch 2006

Salomon Weisbecker

Von Ernst Shimon Weisbecker, Haifa (Israel)

Salomon (Sali) Weisbecker wurde am 4. Juli 1865 in Fischborn (Kreis Gelnhausen) geboren. Sein Vater war Viehhändler und die große Familie – Salomon Weisbecker hatte mehrere Geschwister und Halbgeschwister – gehörte zu den ärmeren Familien des Dorfes. Er war das einzige Kind der Familie, das ein Gymnasium besuchen konnte, was täglich einen Fußweg von mehreren Kilometern bedeutete. Wann Salomon Weisbecker nach Aachen zog, ist nicht bekannt, in der Heberolle der Aachener Synagogengemeinde von 1895/96 wird sein Name zum ersten Mal genannt. In Aachen betrieb er unter dem Firmennamen »S. Weisbecker« eine Agentur für Garne und Tuche, unter anderem vertrat er die »Kammgarnspinnerei Bietigheim« sowie die Firmen »A. Noack« aus Forst/Lausitz und »Bergami«. Als die Nationalsozialisten Handelsverbindungen mit deutschen Firmen verboten, nahm Salomon Weisbecker – schon über siebzigjährig – Geschäftsverbindungen mit ausländischen Firmen (unter anderem in Belgien) auf.

In erster Ehe war Salomon Weisbecker mit Lina Weisbecker geb. Hess (6.4.1865 in Meerholz – 12.4.1922 in Aachen) verheiratet, sie hatten zwei Kinder, Elsa und Karl, die als Zionisten 1934 bzw. 1936 nach Palästina auswanderten. 1926 heiratete Salomon Weisbecker Henriette (Henny) Katz aus Eilendorf. Ihr Sohn Ernst Shimon Weisbecker wurde 1927 geboren.

Salomon Weisbecker war in der Aachener Jüdischen Gemeinde allgemein bekannt und beliebt. Er war Vorsitzender der "Chevrah Kadischa", des Vereins, der sich mit den Beerdigungen der Mitglieder der jüdischen Gemeinde befaßte. Dem israelitischen Männerverein »Chebrath Gemilluth Chassadim« stand er seit 1904 als Vorsitzender voran. Zudem war er Mitglied der Repräsentantenversammlung der jüdischen Gemeinde.

Nach der Pogromnacht im November 1938 versuchte die Familie vergeblich, Deutschland zu verlassen. Ende 1938 mußte die Familie Weisbecker aus ihrer Wohnung am Bergdrisch in die Kaiserallee 30 in das Haus der jüdischen Witwe Alice Rosenberg übersiedeln. Der Sohn Ernst Shimon Weisbecker kann im Dezember 1939 als einziges Kind aus Aachen mit einem Kindertransport des Berliner Palästina-Amts über München und Triest nach Palästina auswandern.

Das Ehepaar Weisbecker mußte am 2. September 1941 in das Jüdische Altenheim in Aachen, Horst-Wessel-Str. 87 (heute Kalverbenden), übersiedeln, von wo sie am 25. Juli 1942 mit dem Transport VII/2 von Aachen nach Theresienstadt deportiert wurden. Salomon Weisbecker starb in Theresienstadt am 8. August 1942.