Gedenkbuch 2013

Paul Alfred Sternau

Von Andreas Lorenz, Aachen

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Foto: Paul Alfred Sternau (privat)

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Foto: Ruth Sternau (privat)

Am 19. April 1890 wurde in der Wilhelmstraße 87 Paul Alfred Sternau geboren, drittes Kind der Eheleute Siegmund Sternau, geboren am 2. März 1847 Büren, gestorben am 30. Oktober 1895 in Berlin, und Meta, geborene Lövenberg, geboren 1861 in Moringen und gestorben im Jahr 1899 in Berlin.

Der Vater Siegmund Sternau wird im „Verzeichnis der steuerpflichtigen Israeliten" von 1874 in Aachen erwähnt. Der von ihm entrichtete Betrag von 32,83 Mark liegt deutlich unter den durchschnittlichen Zahlungen , was zeigt, dass der geschäftliche Start in Aachen durchaus bescheiden war. Im Adressbuch des Jahres 1877 wird er als Sigismund Sternau, Lothringerstraße 86, geführt . Mit dem Bezug des Wohnhauses Wilhelmstraße 87, das seinerzeit rückwärtig an die Fabrik in der Lothringerstraße grenzte, fand die Familie ein stattliches Zuhause. Der mittlerweile erarbeitete wirtschaftliche Erfolg der Familie Sternau zeigte sich auch daran, dass das zunächst gemietete Haus in der Wilhelmstraße zwischen 1887 und 1891 von der Familie Sternau erworben werden konnte. Die mit seinem Partner Albert Süskind geführte Tuchfabrik „Süskind & Sternau" entwickelte sich rasch zu einer der größten Aachener Tuchfabriken. Nach dem Umzug in die Charlottenstraße und dem großzügigen Ausbau der Fabrikation, beschäftigte die in eine Aktiengesellschaft umfirmierte „Tuchfabrik Aachen vormals Süskind und Sternau AG" bis zu 1.200 Weber.

Selbst in den wirtschaftlich schwierigen zwanziger Jahren konnte die Tuchfabrik Aachen auf das Kapital von 1,6 Millionen Mark in den Jahren 1925 bis 1929 noch durchschnittlich 10 % Dividende zahlen. Um dies würdigen zu können, ist es interessant zu wissen, dass zum Beispiel der 1928 gegründete Verbund der renommierten Tuchfabriken Delius und Johann Erckens Söhne in den neu gegründeten Textilkonzern TOGA bereits 1932 in die Stilllegung und Entlassung von 1.400 Beschäftigten führte. Die „Tuchfabrik Aachen" ging 1952 als größte Aachener Tuchfabrik der Nachkriegszeit im Zuge der Koreakrise in Konkurs. 640 Arbeitnehmer verloren ihre Arbeit.

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