Gedenkbuch 2013

Selma Levy geborene Simon
Erwin Levy
Manfred Levy
Günther Levy
Dagobert Levy

Von Corinna Broeckmann, Aachen

Selma Simon wurde am 10. Februar 1897 in Siersdorf bei Baesweiler geboren. Ihre Eltern waren der Metzger Gottschalk Simon aus Rheinbach und Henrietta, genannt „Getta", Simon, geborene Breuer, aus Setterich. Selma hatte fünf Geschwister: Wilhelmine, genannt „Mina", geboren am 8. April 1894, Sibilla, geboren am 31. Mai 1895, Else, geboren am 4. Mai 1899, Rosa, geboren am 13. Juli 1901, und Max Albert, geboren am 21. Februar 1903. Alle Geschwister kamen ebenfalls in Setterich zur Welt.

Am 23. Februar 1920 muss ein rauschendes Fest gefeiert worden sein: Drei Hochzeiten fanden gleichzeitig statt, denn die drei Schwestern Mina, Sibilla und Selma Simon heirateten die drei Brüder Dagobert, Richard und Erwin Levy. Mina heiratete Dagobert, Sibilla heiratete Richard und Selma heiratete Erwin. Die Eltern der Levy-Brüder waren der Metzger Moritz Levy und seine Frau Rosalia Levy, geborene Leuwarden, die auf Wangerooge lebten.

Erwin Levy war Kaufmann und wurde am 22. Juni 1896 in Carolinensiel an der Nordsee, südlich der Insel Wangerooge, geboren. Der älteste der Levy-Brüder Dagobert, war Kaufmann und kam am 18. November 1892 in Oldenburg zur Welt. Richard war Metzger wie der Vater und war am 19. Oktober 1894 in Carolinensiel geboren worden. Der vierte Bruder Wilhelm schließlich kam am 15. Dezember 1904 ebenfalls in Carolinensiel zur Welt.

Das junge Paar Erwin und Selma Levy zog offenbar zunächst nach Nordenham, wo Erwin vor der Hochzeit schon gelebt hatte. Ihr erster Sohn Manfred kam noch im Jahr der Hochzeit, am 8. Dezember 1920 in Nordenham zur Welt. Drei Jahre später wurde Günther am 29. September 1923 geboren. Dagobert, der letzte der drei Söhne, wurde am 16. Februar 1930 ebenfalls noch in Nordenham geboren.

Zwischen 1930 und 1934 muss die Familie dann allerdings nach Alsdorf gezogen sein, denn am 24. April 1934 meldeten sie sich aus Alsdorf kommend als neue Einwohner in Eygelshoven in den Niederlanden an. Sie wohnten in der Laurastraat 89. Bei ihnen wohnten mindestens ab Juli 1942 die Großeltern mütterlicherseits Gottschalk und Getta Simon.

In Eygelshoven arbeitete Erwin als Vertreter. Im Krieg erhielt er eine Anstellung beim Jüdischen Rat und beschäftigte sich mit der „Alterssorge" , der Versorgung der älteren jüdischen Bevölkerung.

Von Eygelshoven wurde die ganze Familie am 9. April 1943 in das Konzentrationslager Herzogenbusch (niederländisch: „Kamp Vught") verschleppt. Das Lager Herzogenbusch war eines der fünf deutschen Konzentrationslager in den Niederlanden.

Erwin und sein ältester Sohn Manfred Levy waren am 21. Mai 1943 in ein Nebenlager von Herzogenbusch gebracht worden. Zusammen mit Selma und dem jüngsten Sohn Dagobert, der gerade dreizehn Jahre alt war, wurde Erwin schließlich zwei Monate nach der Ankunft im Kamp Vught am 8. Juni 1943 in das Durchgangslager Westerbork überführt und am gleichen Tag nach Sobibor deportiert. Dort wurden Erwin, Selma und Dagobert direkt nach der Ankunft am 11. Juni 1943 in den Gaskammern ermordet.

Der mittlere Sohn Günther, inzwischen zwanzig Jahre alt, wurde am 3. Juli 1943 ebenfalls nach Westerbork gebracht und am 13. Juli wie seine Eltern und sein Bruder Dagobert ins Vernichtungslager Sobibor deportiert. Es ist anzunehmen, dass er schon bald nach seiner Ankunft dort ermordet wurde. Er wurde später für tot erklärt. Warum und unter welchen Umständen die Großeltern Gottschalk und Getta Simon nach Maastricht zogen, ist nicht bekannt, allerdings starb Gottschalk am 18. Mai 1943 in Maastricht mit 86 Jahren. Getta Simon starb nur wenige Monate später am 17. September 1943 ebenfalls in Maastricht im Alter von 82 Jahren.

Manfred Levy kam schließlich ebenfalls nach Westerbork. Das Datum ist unbekannt. Von dort wurde er allerdings nicht nach Sobibor, sondern am 21. September 1943 nach Auschwitz deportiert.

Er überlebte das KZ Auschwitz und wurde im Januar 1945 zur Evakuierung des Konzentrationslagers auf einen der über 300 Kilometer langen Todesmärsche nach Groß-Rosen geschickt. Dort kam er in das Nebenlager Geppersdorf (polnisch: Mil_cice) und wurde mit der Häftlingsnummer 97288 registriert. Das Lager Geppersdorf war erst Ende Januar beziehungsweise Anfang Februar 1945 entstanden. In diesem Lager mussten 400 Männer, die alle aus Auschwitz kamen, Befestigungsbauten errichten. Im April 1945 wurde ein Teil der Häftlinge in die Außenlager Dörnhau (Ortsname Kolce in Schlesien) und Brünnlitz des KZ Groß-Rosen gebracht.

Unter den Männern, die nach Dörnhau kamen, war Manfred Levy, der dort am 22. April 1945 zusammen mit anderen kranken und entkräfteten Gefangenen in das zentrale Krankenrevier transportiert wurde. Er starb dort am 5. Mai 1945 im Alter von 24 Jahren.

Alle Informationen und Geburtsdaten der Familien Levy und Simon aus www.familienbuch-euregio.de und der „Wohnortliste" des Bundesarchivs Berlin (1999). Laut der zur Verfügung stehenden Dokumente (www.familienbuch-euregio.de) fanden alle drei Hochzeiten am selben Tag statt, allerdings heirateten nach den Heiratsurkunden Dagobert und Mina sowie Richard und Sibilla in Baesweiler, während sich Erwin und Selma in Siersdorf das Jawort gaben. Das Fest wurde aber wohl sicherlich gemeinsam gefeiert. Informationen von Frau Jose Martin, Kamp Westerbork, Niederlande. Ebenda. Ebenda. Informationen von Frau Jose Martin, Kamp Westerbork, Niederlande. Ebenda. http://de.gross-rosen.eu/historia-kl-gross-rosen/filie-obozu-gross-rosen/ Informationen des Muzeum Gross-Rosen in Rogo_nica, Polen.