Fredy Hirsch
Von Alexander Lohe, Aachen

Eine kleine Gedenktafel erinnert am Gebäude der ehemaligen Schule in Theresienstadt an einen gebürtigen Aachener, Fredy Hirsch. Überlebende, die der Hölle des Ghettos und des Lagers Auschwitz-Birkenau entronnen sind und zum Zeitpunkt ihrer Befreiung noch Kinder oder Jugendliche waren, haben in Dankbarkeit dafür gesorgt, dass hier sein Name nicht vergessen wird. Doch welcher Lebensweg verbirgt sich hinter den dürren Angaben der Gedenktafel?
Am 11. Februar 1916 wurde Alfred Hirsch, den später alle nur Fredy nennen sollten, in der alten Kaiserstadt geboren. Er ist das zweite Kind des jüdischen Ehepaares Heinrich und Olga Hirsch, die in der Innenstadt eine kleine Metzgerei betrieben. Schon 1914 war sein älterer Bruder Paul zur Welt gekommen, der während der nationalsozialistischen Diktatur Deutschland verlassen konnte und ein angesehener Rabbiner in Buenos Aires wurde.
Beide Brüder waren führende Mitglieder des Jüdischen Pfadfinderbundes, der sich 1932 vor Ort gebildet hatte. Schon in dieser Zeit erwies sich Fredy Hirsch als herausragender Sportler, der mit Erfolg Gymnastik, Speerwurf und Geräteturnen betrieb. Vor dem Hintergrund des sich in der deutschen Gesellschaft verstärkenden Antisemitismus hielten die jüdischen Pfadfinder ihre Mitglieder zu einem bewussten, offensiv vertretenen Judentum an. Eine Position, die in der dezidiert liberal orientierten Aachener Synagogengemeinde, in der es auch assimilatorische Tendenzen gab, nicht überall auf Gegenliebe stieß. Fahrten ins Zeltlager, Geländeübungen, Mutproben, lange Märsche, eine geradezu soldatische Disziplin gehörten zum Programm des Jüdischen Pfadfinderbundes.