Gedenkbuch 2008

Anne Frank

Von Holger Dux, Aachen

Heute stehen die Zeitungen voll von Berichten über einen Baum in Amsterdam. Behandelt wird eine mächtige Kastanie, um deren Schicksal sich normalerweise keiner kümmern würde. Wenn es nicht ausgerechnet der Baum wäre, der im Hof des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam steht. Anne soll oft, wie man in ihrem Tagebuch nachlesen kann, träumend in die Krone des Baumes geblickt haben. Das war in den langen Monaten, als sie mit Verwandten und Bekannten in den engen Räumen des Hinterhauses in der Prinzengracht ausharren musste. Diese acht Menschen hatten tagsüber keine Gelegenheit, um auch nur für eine Minute an die frische Luft zu gehen.

Das war in der Zeit nach dem 06. Juli 1942. Bis dahin hatte sich im Leben von Anne Frank viel ereignet. Mancher würde sagen, dass es zuviel war für das Leben einer jungen Frau, die damals gerade 13 Jahre alt geworden war und nur noch drei Jahre zu leben hatte.

Anne Frank war die zweite Tochter von Otto Frank. Dieser lebte als gut situierter Bürger in Frankfurt am Main und führte dort das Bankgeschäft der Eltern. Vielleicht waren es die geschäftlichen Beziehungen, die ihn in Kontakt mit den Schwiegereltern Holländer in Aachen gebracht hatten. Denn Anne ist zwar keine Aachenerin, hatte hier jedoch einen Teil ihrer Wurzeln. Ihre Mutter Edith war hier am 16. Januar 1900 geboren worden. Damals lebten deren Eltern, Abraham Holländer (1860-1928) und Rosa Holländer (1866-1942), geborene Stern schon einige Jahre in der Kaiserstadt. Sie waren aus Aldenhoven hierhin gekommen, um das vom Urgroßvater von Anne Frank 1858 gegründete Geschäft, einen Eisen- und Altwarenhandel, auszubauen. Bis auf ihre Oma und die beiden Brüder der Mutter, Julius (1894-1967) und Walter (1897-1968), hat Anne ihre Aachener Verwandten nicht mehr kennen gelernt. 1928 war der Großvater Abraham, ein angesehener Aachener Bürger und engagiertes Mitglied in der Jüdischen Gemeinde, verstorben.

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