Hermann André
Therese André geborene Heidt
Berta Katz geborene André
Von Dr. Rudolf Wagemann, Kornelimünster
Als Hermann André am 7. November 1872 in Kornelimünster, Landkreis Aachen, geboren wurde, war seine Familie schon über 100 Jahre dort ansässig. Seine Eltern waren Abraham André, geboren 1838, gestorben 1907 in Kornelimünster, und Bertha André, geborene Kaufmann, geboren 1841, gestorben 1899 ebenfalls in Kornelimünster.
Hermann hatte zwei ältere Brüder: Karl-Josef, geboren im Jahr 1867, und Norbert, geboren 1869, sowie eine jüngere Schwester Rosalia, die 1875 geboren wurde. Sein Vater Abraham hatte erst kurz zuvor das Anwesen in der Trierer Straße 123, heute Korneliusstraße 15/17, gekauft, welches bis nach 1930 der Wohnsitz der Familie André bleiben sollte. Die Lage am Rand des engen Ortszentrums und an der damaligen Hauptstraße begünstigte die Ausübung des traditionellen Familiengewerbes, der Metzgerei und des Viehhandels. Die Landwirtschaft sollte erst später dazukommen.
Obschon das uralte Kornelimünster eine verhältnismäßig große Jüdische Gemeinde hatte - die Statistik des Landkreises nennt für die Zeit um 1870 mehr als 50 jüdische Bürger - ist von einer jüdischen Schule nichts bekannt. Also dürfte Hermann die katholische Volksschule in Kornelimünster besucht haben, die in die seit 1876 existierende, katholische Lehrerbildungsanstalt integriert war.
Der weitere Weg war für einen jungen Mann seiner Zeit und Herkunft vorgegeben: Lehre im elterlichen Betrieb, anschließend hatte man im Alter von 20-22 Jahren den bei jüdischen Bürgern aus gutem Grund meist nicht besonders geliebten Rock des Kaisers zu tragen, das heißt, den Militärdienst abzuleisten. Natürlich war der Kaiser selbst ein verehrter Mann. Er hatte sogar jüdische Freunde, zum Beispiel den Reeder Albert Ballin, den Schöpfer der modernen und äußerst erfolgreichen, deutschen Passagierschifffahrt. Trotzdem: Beim Militärdienst gab es erheblichen versteckten und auch offenen Antisemitismus, der sich oft genug in üblen Schikanen äußerte.